Inhalt Nr.4/2010

Die Winter-Nummer 2010/11 der anima ist am 28.12.2010 erschienen. Fordern sie ein kostenloses Probeexemplar an:

Inhalt:

George Bernard Shaw – Seite 3
Ein überzeugter Vegetarier – Zur 60.Wiederkehr seines Todestags


Leo Tolstoi, Die erste Stufe Seite 6


Eginald Schlattner, Weihnachtsschmaus 8


Loving Hut am Klopeiner See ...... 9
Ein Schlaraffenland für Vegetarier der veganen Richtung


Vegetarismus Informationen .....11


Danke Charlotte Probst ..... 12
Zur Verleihung des Hans-Rönn-Preises


Makrolon 3 oder Makrolon 4 ....... Seite 12
Versuchstiere


Danke, liebe Frau Minister 2


Aktivbürger leben gefährlich 2


Impressum Seite 16

Bücher Seite 13

Regina Binder, Tierversuchsrecht


Tolstoi, Wichmann, Schwantje, Das Schlachten beenden


Barbara Rütting, Wo bitte geht’s ins Paradies


ALTEXethtic


Gunter Bleibohm, Comedia finita est


Martin Schlatzer, Tierproduktion und Klimawandel

Hermann Focke, Die Natur schlägt zurück

Georg Rüschemeye,r Menschen und andere Tiere

Heike Kügler-Anger Frisch aufgegabelt – Nudeln vegan

Ingrid Newkirk, Das Beste aus der veganen Küche


Was haben Moslems, wasVegetarier nicht haben?
Seite 17

Erwin Lauppert
Halt’s Maul, sonst kommst ins KZ Seite 20

 

Liebe Leserinnen und Leser


Das Jahr neigt sich dem Ende zu und da ist es üblich Rückblick zu halten. Es hat für Tiere und ihren Schutz gute Jahre gegeben und nicht so gute oder schlechte, d.h. es blieb alles beim alten. Das Jahr 2010 kann man kaum zu den guten zählen – leider. Positiv ist zu vermerken, dass sich angesichts des drohenden Klimawandels doch auch Maßgeblichen, die an sich dem Tierleid gleichgültig gegenüber stehen, für Minderung des Fleischkonsums eintreten. Und noch ein kleines Positivum, endlich gibt es auch an einem österreichischen Badessee ein vegetarische Restaurantpension sogar der veganen Richtung.
Der Tierschützerprozess ist immer noch nicht abgeschlossen und, wie die Verhandlungsführung ausschaut, wird er sich noch hinziehen. Es ist schon so viel darüber geschrieben worden, auch in der anima, dass wir uns diesmal jeglichen Kommentars enthalten, wir wollen Sie, liebe Leser, nicht langweilen. Umso weni-ger als anlässlich der letzten Ereignisse – der Vernehmung der „Verdeckten Ermittlerin“ Berufenere, Kapazitäten der Juristenzunft mit herber Kritik am Ganzen nicht gespart haben.
Zum Inhalt dieser anima: Letztens hatten wir eines großen Vegetariers gedacht, des Russen Leo Tolstoi. In dieser anima finden sie noch einen Nachtrag, einen Auszug aus Die erste Stufe, die sein Wollen verstehen hilft. Diesmal – ein weiterer runder Gedenktag – haben wir uns des Iren Bernard Shaw erinnert, eines zweiten großen Schriftstellers von Weltgeltung. So manche und wir auch fragen uns, wenn so große Geister Fleisch beiseite gelassen haben, warum sind ihnen so wenige ge-folgt.
Dass wir uns eines Themas etwa abseits unserer Kompetenz, dazu noch unter einem etwas reißerischen Titel, angenommen haben, nämlich der Dauerinhaftierung eines rebellischen Vaters, mag vielleicht erstaunen. Doch – schon der Tierschützerprozess hat es gezeigt – es besteht die Gefahr, dass sich hier ein Pro-zess der Unterdrückung von Aktivbürgern anbahnt. Dem kann nicht früh genug begegnet werden.
Liebe Leserinnen und Leser,
wir wünschen Ihnen besinnliche Feiertage und ein gutes neue Jahr.
Ihre anima-Redaktion

 


Danke, liebe Frau Innenministerin!


Wir müssen Abbitte leisten. Immer nur haben wir über unsere arme Innenministerin geschimpft: sie habe kein Herz für Hunde, lasse die von der Cobra brutal zu Tode bringen, lasse friedliche Bürger von selbiger misshandeln, lasse Polizisten, angehende, sich monatelang im Gerichtssaal langweilen, während die Be-völkerung zittert, vor Einbrechern und vor Straßenräubern auf den polizeileeren Straßen.
Jetzt endlich ist es hervorgekommen, was sie solange ängstlich verborgen hat: unsere Ministerin Frau Dr. Fekter hat ein Herz für Tiere. Sechzehn Monate lang hat sie den Tierschützern kostenlos eine ihrer Bediensteten beigestellt, als Mitarbeiterin, auf Staatskosten geholfen, die Bevölkerung aufzuklären über die landesübliche Tierquälerei. Vor der Kleider-Bauer-Filiale ist sie gestanden, die Beamtin, und hat die Menschen informiert, wie es den Tieren ergangen ist, deren Reste dort drinnen verkauft werden.
Danke, liebe Frau Minister!

Aktivbürger leben gefährlich
Dass man Tierschützer einsperrt, sie ein Jahr lang die Anklagebank drücken lässt, ist bekannt. Nicht so geläufig ist, dass Aktivbürger jederzeit damit rechnen müssen, mit Zivilklagen eingedeckt zu werden. Es ist schon lange her, da hatte ein Passivraucherschutz-Verein eine Klebemarke verteilt: ein Skelett auf einem Kamel mit der Inschrift „Nur ein Kamel geht meilenweit für eine Zigarette.“ Ein großer Tabakkonzern fühlte sich angesprochen und klagte mit Erfolg. Die Urteile gegen Frau Prost in Pelzsachen sind noch erinnerlich. All das kostet viel Geld, die Konzerne können es sich leisten, die Bürger nicht.
Jüngste Schlagzeile: Shopping–Riese klagt Aktivbürger. Die hatten, am Gestank und Lärm 10.000er Autos verzweifelnd, anlässlich neuer Bauten und Kundenparkplätze die Frage aufgeworfen, ob nicht eine Umweltverträglich-keitsprüfung notwendig gewesen wäre. Die Betreiber klagten prompt fünf Bürger, Streitwert 98.000 ¤, weil die UVP-Frage schon zu ihren Gunsten entschieden sei.
Es scheint fast, gegen Unternehmer aufzustehen können sich nur mehr Sozialhilfe-Empfänger leisten. Weil von denen ist nichts zu holen.

 

George Bernard Shaw
Ein überzeugter Vegetarier – Zur 60. Wiederkehr seines Todestags


In der letzten anima hatten wir eines Schriftstellers von Weltgeltung gedacht – Leo Tolstoi, vor hundert Jahren von uns gegangen. Vor sechzig Jahren im November 1950 ist ein zweiter Großer gestorben, George Bernard Shaw, Nobelpreisträger für Literatur, wie Tolstoi Vegetarier. Darum in dieser anima ein paar Worte des Gedenkens.
Shaw wurde 1856 in Dublin geboren, in eine so hundert Jahre zuvor aus England eingewanderte Familie des gehobenen Mittelstands (ohne Mittel, wie er sarkastisch bemerkte). Der Vater war dem Alkohol zugetan, die Mutter darob ihrem Mann entfremdet, tröstete sich mit Gesangstudien. Seine Schulzeit war nicht allzu erfolgreich – Shaw hielt Zeit seines Lebens das Schulsystem seines Landes für verfehlt. – Er lernte da aber immerhin eines: die katholischen Iren, von den irischen Protestanten englischer Wurzel zwar nicht gerade als Untermenschen, doch als untere Menschen abgewertet, sind nicht weniger wert. Ein zweites nahm der Heranwachsende mit dank der Leidenschaft seiner Mutter, profundes Musikwissen in der Sparte Gesang, für den späteren Musikkritiker Hilfe. Mit fünfzehn Jahren begann Shaw eine Bürolehre, mit zwanzig ließ er das Büro und zog nach London zu seiner Mutter. Die war schon Jahre zuvor ihrem Gesangslehrer dorthin gefolgt. Es folgte ein knappes Jahrzehnt finanziell eher kümmerlichen Lebens. Er versuchte sich als Romanschriftsteller ohne Erfolg, schulte seine Rednergabe in Debattierklubs, studierte (u.a. Karl Marx und Richard Wagner) und wurde bald bedeutendes Mitglied der gerade gegründeten Fabian Society, einer intellektuell geprägten kleineren Gruppe, die gesellschaftliche Veränderungen in Richtung Sozialismus auf evolutionärem Weg anstrebte, Vorläuferin der britischen Arbeiterpartei. Viele Jahre war Shaw auch unermüdlich als Redner und Propagandist für diese Sache tätig, etliche Jahre um 1900 auch Stadtrat in einem großen Londoner Bezirk.
Allmählich konnte er sich als Musik-, Literatur- und Theaterkritiker unkonventioneller Art etablieren. Schon damals legte er den Grund zu seinem späteren Beinamen „der große Spötter“; „G. B. Shaw – Geist und Ironie“ lautet der Titel der von Hesketh Pearson verfassten Schriftsteller-Biographie. Seine eigentliche Bestimmung fand Shaw erst in den neunziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts als Dramatiker. Über fünfzig Stücke entstanden im Laufe seines Lebens, häufig sozialkritischer Tendenz, komödiantisch und ernst, meist mit ironisch- satirischem Einschlag. Es geht weniger um Handlung als um den Streit der Meinungen. Ein besonderes Merkmal seiner Arbeiten sind die Vorworte zu den Schauspielen, oft erheblich länger als diese selbst. Er behandelt hier ausführlich die in den Stücken angeschnittenen moralischen, sozialen, religiösen und politischen Probleme. Im Alter von 70 Jahren erhielt Shaw den Literatur-Nobelpreis „für ein Œuvre, das von Idealismus und Menschenliebe gekennzeichnet ist, für seine brillante Satire, die sich oft mit außergewöhnlicher poetischer Schönheit verbindet.“ Es ist hier nicht Raum genug, um auf all seine Aktivitäten und Anschauungen näher einzugehen, erwähnt sei nur noch seine wie erwähnt aktive Teilnahme am politischen Geschehen und viele diesbezügliche Schriften.
Der Vegetarier Bernard Shaw
In einer Vegetarierzeitschrift interessiert natürlich vor allem die vegetarische Seite.
Shaw wurde bereits früh Vegetarier, mit ca. 25 Jahren, nachdem er sich eingehend mit dem englischen Dichter Shelley (1792 – 1822) befasst hatte. Der Vegetarismus Percy Bysshe Shelleys wurde von seinen Zeitgenossen meist als Spleen abgetan. Tatsächlich gab es aber im angelsächsischen Raum bereits im 18. und auch schon im 17.Jahrhundert ernsthafte Vordenker, teils religiös teils naturalistisch fundiert. Der Vegetarismus Shelleys war vornehmlich naturalistisch begründet, wie in seiner Schrift A Vindication of Natural Diet dargelegt.
Zu erwähnen ist: Die vegetarische Lebensweise war im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts durchaus nicht auf ein paar kautzige Außenseiter beschränkt (wenngleich Shaw in der Öffentlichkeit bald als solcher galt.) Ihr Anhängerkreis war zwar sehr klein, mehr oder minder aufs bürgerliche Milieu beschränkt. Doch bedeutende Persönlichkeiten propagierten sie, wie erwähnt Tolstoi, Richard Wagner, zu dessen Werk Shaw eine besondere Beziehung hatte; auch Viktor Adler, der Begründer bzw. Einiger der österreichischen Sozialdemokratie war wenn auch nur kurze Zeit Vegetarier. Zahlreiche vegetarische Restaurants waren entstanden.
Shaw nannte Fleischessen Kannibalimus ohne Heroismus. Seine Haupteinwände gegen den Fleischkonsum:
Er ist verabscheuungswürdig – Tiere sind unsere Mit-Geschöpfe. Ich hege starke verwandtschaftliche Mitgefühle für sie.
Sein zweites, sonst eher selten gehörtes Argument: Fleischessen ist in sozialer Hinsicht schädlich. Es bedeutet immense Versklavung der Menschen durch die Tiere. Kühe und Schafe benötigen eine Schar von Dienern, Geburtshelfer, Hirten, Züchter, Schlächter, Fleischer, Milchmädchen usw. Diese menschliche Arbeitskraft sollte man lieber dem Aufziehen und Betreuen von Menschen widmen.
Schließlich: Vegetarismus fördert Gesundheit und Energie.
Shaw und die Vivisektion
In einer Würdigung des Schriftstellers aus Tierschutzsicht darf seine entschieden negative Einstellung gegenüber der Vivisektion nicht fehlen. Shaw, der überhaupt kein Freund der Schulmedizin war, sagt in der langen Vorrede zu seinem 1906 verfassten Theaterstück The Doctor’s Dilemma (Arzt am Scheideweg) viel Negatives zum Ärztewesen. Vieles davon ist zeitgebunden, manches auch heute noch aktuell. Von den über hundert Seiten des Elaborats handeln dreißig von der Vivisektion. In wenigen Zeilen kann seine Argumentation nur bruchstückhaft wiedergegeben werden:
Zahlreiche Schriftsteller, Fürsprecher der Menschlichkeit haben dem natürlichen Entsetzen des geistesgesunden Menschen über die Grausamkeit des Vivisektors und der Verachtung, die ernste Denker gegenüber seinen schwachsinnigen Ausreden hegen, Ausdruck verliehen. Nicht ein Arzt unter tausend ist Vivisektor, hat das geringste finanzielle oder fachliche Interesse an dessen Tätigkeit. Dennoch stimmen die Ärzte der Vivisektion zu, genau so wie sie irgend einer anderen dummen Mode zustimmen. Das Geheimnis ist, wie konnte Vivisektion zu einer Mode werden.
Die Neugier, das Streben nach Wissen ist dem Menschen immanent, doch ohne Beschränkung, losgelöst von den Gesetzen der Ehre, führt es zu Anarchie und Grausamkeit. Keinem Menschen wird erlaubt, seine Mutter in einen Ofen zu stecken, auch wenn es eine wichtige Erkenntnis wäre herauszufinden, wie lange ein Mensch der Hitze widersteht. Die Gesellschaft sagt: Nein, du darfst deine Mutter nicht martern, nicht einmal wenn du dadurch ein Heilmittel gegen Krebs finden könntest. Dumme und gefühllose Menschen, denen nicht klar ist, dass ein Hund ein Mitgeschöpf und manchmal ein guter Freund ist, werden vielleicht sagen, aber einen Hund schon, aber sicher nicht: Du darfst meinen Hund martern. Während die dümmsten Menschen eigentlich sagen, wenn du das Wissen nicht erlangen kannst, ohne deine Mutter zu verbrennen, musst du auf das Wissen verzichten, sagen die weisesten Menschen: Wenn du das Wissen nicht erlangen kannst, ohne einen Hund zu martern, musst du auf das Wissen verzichten.
Die öffentliche Unterstützung der Vivisektion gründet sich fast allein auf die Versicherung, diese Methode bringe der Allgemeinheit große Wohltaten. Er gebe nicht einen Augenblick zu, solch eine Verteidigung sei stichhältig, selbst wenn jene Versicherung zuträfe. Wissenschaftliche Erkenntnis ist kein Freibrief für Unmenschlichkeit.
Die Erfindung des Röntgens hat der Medizin mehr Erkenntnis gebracht, als alle Vivisektion. Wenn die Vivisektoren versichern, es gebe keinen anderen Schlüssel zur Wissenschaft als Grausamkeit, „antworten wir kurz und verachtungsvoll: Sie meinen, sie sind nicht gescheit oder menschlich oder energisch genug, einen anderen Schlüssel zu finden.“ Warum finden so viele Tierversuche statt, weil sie billig sind.
Gegner der Vivisektion werfen den Wissenschaftlern manchmal Hang, Trieb zu Grausamkeit vor. Dieses Argument ist zwiespältig. Einmal, weil die allermeisten, die Grausamkeit praktizieren, dies nicht aus Drang zu Grausamkeit sondern nur aus Routine tun. Zum anderen, weil Grausamkeit nicht auf Vivisektoren beschränkt ist, sondern sich in vielen Bereichen des menschlichen Lebens finde.
Er sei einmal von einer Antivivisektionsgesellschaft zu einer großen Veranstaltung eingeladen worden Gemeinsam mit Fuchsjägern und anderen, die Jagd, als Sport betreiben, mit Damen in Hüten und Mänteln, die sie dem grausamen Fallenstellen und der rohen Ausrottung unserer Mitgeschöpfe verdankten, mit Liebhabern weißen Kalbfleischs und von Gänseleberpastete etc. sei er auf der Tribüne gestanden. Er habe in seiner wirkungsvollen Rede nicht gegen Vivisektion allein sondern die Grausamkeit im allgemeinen gesprochen. Eingeladen habe ihn die Gesellschaft nie mehr.
Wäre da noch der angebliche Unterschied Mensch : Tier. Die römisch-katholische Kirche spricht trotz des heiligen Franziskus und des heiligen Antonius allein dem Menschen eine Seele zu. Die Frage, ob man nicht gegen die eigene Seele sündigt, wenn man gegen die geringsten derer grausam ist, die der heilige Franziskus seine kleinen Brüder nannte, beiseite gelassen, denn die Vivisektoren glauben nicht an die Seele, sie sind überzeugt vom System der natürlichen Auslese, das weder Menschliches noch Göttliches an sich hat. Man kann ihnen daher nicht die Torheit zumuten, das Menschentier irgendwie heiliger zu halten als die anderen Tiere. Doch wer dem Vivisektor das Recht auf den Hund gibt, billigt ihm eigentlich auch das Recht zu, den Menschen als Versuchskaninchen zu verwenden.
Soweit ein Auszug aus der Beweisführung.
Noch zu seiner Einstellung zur Außenpolitik. Er war ein Mann des Friedens, doch meinte er, dem Bösen keinen Widerstand zu leisten wie es Tolstoi und Mahatma Gandhi sagen, hieße Aggressionen und Eroberungen auf den Plan rufen. Als Iren war ihm einseitiger Chauvinismus fremd. Schon im ersten Weltkrieg wandte er sich gegen indolenten Deutschenhass und nahm ihn in einem seiner Stücke aufs Korn. Im während des zweiten Weltkriegs 1944 erschienenen Werk “Everybody’s What’s What“ schrieb er, er empfinde die Verluste auf beiden Seiten, während die englischen Chauvinisten anscheinend meinen, der Mord an einem Engländer sei ein gutes Geschäft, wenn er durch den Mord an zwei Deutschen oder Italienern kompensiert werde.
Kehren wir zurück zu Bernard Shaw als Vegetarier. Mit der im eigenen Art von Humor skizziert er seine Begräbnisfeier: Dem Sarg werden keine Trauerkutschen folgen sondern Herden von Ochsen, Schafen und Schweinen, Hühnervölker und ein kleines fahrbares Aquarium mit lebenden Fischen, alle mit weißen Schleifen zu Ehren des Mannes, der lieber zugrunde ging, als seine Mitgeschöpfe zu essen; das bemerkenswerteste Schauspiel seit dem Zug der Tiere in Noahs Arche.
E.L.
Literatur: u.a. Hesketh Pearson: Georg Bernard Shaw – Geist und Ironie, Hermann Stresau, G.B. Shaw,Günther Stolzenberg: Tolstoi-Gandhi-Shaw-Schweitzer, G.B.Shaw: The Doctors Dilemma

Tiere sind meine Freunde - und ich esse meine Freunde nicht. Georg Bernard Shaw

 

Die erste Stufe
Leo Tolstoi


In der Herbstnummer hatten wir angekündigt auf Tolstois Die erste Stufe (Pervaia stupen) zurückzukommen. Sie war 1891/92 verfasst worden als Einleitung zur russischen Ausgabe von Howard Williams, The Ethic of diet. Vegetarier in Ost und West hatten sie begeistert bejubelt, Tatsächlich handelt der lange Essay nicht vordringlich vom Vegetarismus. Grund der vegetarischen Freude dürfte nicht so sehr der Inhalt der Schrift gewesen sein. Die Fleisch-Verwei-gerer waren damals eine kleine wenn überhaupt wahrgenommen belächelte Gruppe. Und jetzt kommt ein Großer, ein Schriftsteller von Weltgeltung und stellt sie ins Licht.
Tolstoi ging es um mehr als den Vegetarismus, es ging ihm um eine umfassende Reform des Lebens, um sittliche Umkehr, darum, ein allgemeines Friedensreich auf Erden zu schaffen. Der Essay handelt von Tugend, Tugenden: was ist sie, was sind sie, wie erreicht man sie, wo beginnen? Er stellt das antike Tugendideal dem christlichen entgegen. Er wendet sich gegen die herrschende Meinung, man könne es sich im Wohlleben bequem machen und trotzdem ein moralisch hochwertiger Mensch sein. Er kritisiert die auf Genuss ausgerichtete Lebensart der gehobenen Schichten, die Pseudomoral, die in ein paar gegebenen Almosen bereits eine besondere sittliche Tat sieht.
Er sagt: Ich kann es nur immer und immer wiederholen, auch wenn die Antwort kaltes und feindliches Schweigen ist. Ein Mensch von Moral, der in Wohlstand lebt, selbst ein Mitglied der Mittelklasse (ich will gar nicht von den Oberklassen reden, die allein für ihre Kaprizen die Arbeitsleistung hunderter Arbeitstage in Anspruch nehmen) kann nicht ruhig leben, wissend, dass alles, was er ge- und verbraucht, durch die Arbeit und die ausgequetschten Leben der arbeitenden Menschen geschaffen wurde; Menschen die ohne Hoffnung sterben – unwissende, dem Trunk ergebene, zügellose, halbwilde Geschöpfe, die in den Bergwerken, Fabriken und auf den Feldern all das produzieren, was er in Anspruch nimmt.“
Er wendet sich gegen das auf das Essen ausgerichtete Denken bei arm und reich, das in Brot und Wasser den Inbegriff des Darbens und der Entbehrung sieht.
Erst gegen Schluss wird Fleisch zum engeren Thema. Tolstoi schildert ausführlich den Besuch eines Schlachthofs und beendet dann die Schrift wie folgt:

-----

Und was ist mit den Hühnern, die täglich in tausenden Küchen mit abgeschnittenen Köpfen blutüberströmt flügelschlagend aufspringen, in schrecklicher Komik? Und sehen Sie, eine nette, kultivierte Dame wird die Kadaver der Tiere verschlingen, in der festen Überzeugung, recht zu tun, und zugleich zwei gegensätzliche Thesen beteuern. Erstens sei sie, wie es ihr der Arzt versichert, so zart, dass sie eine ausschließliche Pflanzennahrung nicht vertragen könne, und ihr schwacher Organismus habe Fleisch nötig; zweitens, sie sei so empfindsam, dass es ihr unmöglich sei, selbst einem Tier Leiden zu verursachen und sie könne nicht einmal den Anblick dieser Leiden ertragen. In Wirklichkeit ist diese arme Dame eben deshalb schwach, weil man sie an Nahrung gewöhnt hat, welche der menschlichen Natur widerspricht, und sie kann nicht umhin, den Tieren Leiden zu verursachen, aus dem einfachen Grunde, weil sie sie aufisst.
10. Kapitel: Wir können nicht vorgeben, wir wüssten das nicht. Wir sind kein Vogel Strauß. Wir können nicht glauben, was wir zu sehen verweigern, existiert nicht Das ist noch weniger möglich, als nicht sehen zu wollen, was wir essen. Und wenn das noch nötig oder wenigstens nützlich wäre. Das trägt nur dazu bei, die tierischen Gefühle, die Unmäßigkeit, die Unzucht, die Trunkenheit zu vermehren. Das wird beständig durch die Tatsache bestätigt, dass gute, reine, junge Leute, besonders Frauen und junge Mädchen empfinden, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, wie das eine aus dem andern folgt – dass die Tugend nicht mit dem Beefsteak verliehen wird, und dass sie die Fleischnahrung sogleich aufgeben, wenn sie gut werden wollen.
Was will ich beweisen? Vielleicht, dass die Menschen, um gut zu werden, das Fleischessen aufgeben müssen? Keineswegs.
Ich will nur zeigen, dass es notwendig ist, nach und nach die nötigen Eigenschaften zu erwerben, wenn man zu einem moralischen Leben gelangen will, und dass diejenige Tugend, die man vor allen andern erlangen muss, die Mäßigkeit ist und der Wille, seine Leidenschaften zu beherrschen. Beim Streben nach der Enthaltsamkeit muss der Mensch notwendigerweise eine gewisse bestimmte Ordnung befolgen und in dieser Ordnung ist die erste Tugend - Mäßigkeit in der Nahrung, ein verhältnismäßiges Fasten.
Und wenn der Mensch ernstlich und aufrichtig den moralischen Sieg sucht, so ist das erste, was er aufgeben muss, die Fleischnahrung, denn außer der Aufregung der Leidenschaften infolge dieser Nahrung, ist diese auch ganz einfach unmoralisch, weil sie eine dem Gefühl der Moralität widersprechende Tat - den Mord - erfordert, und weil sie nur von der Feinschmeckerei und Gefräßigkeit verlangt wird. Und warum ist das Aufgeben der Fleischnahrung die erste Stufe auf dem Wege zum moralischen Leben? Diese Frage ist vortrefflich beantwortet worden in dem englischen Buch von Howard Williams, The Ethics of Diet (Die Sittenlehre der Ernährung), welches eine große Zahl von Biographien und Auszügen aus den Werken verschiedener großer Denker aller Zeiten enthält, welche gegen den Gebrauch der Fleischnahrung auftraten und nicht nur durch einen einzigen Mann, sondern durch die ganze Menschheit in der Person ihrer besten Vertreter und während ihres ganzen Daseins seit dem Zeitalter der Vernunft der Menschheit.
Wenn aber die Ungesetzlichkeit, das heißt die Immoralität der Fleischnahrung dem Menschen seit so lang er Zeit schon bekannt ist, warum ist er denn noch nicht bis zur Erkenntnis dieses Gesetzes gelangt? So werden die Leute fragen, welche sich mehr nach der öffentlichen Meinung als nach ihrer Vernunft richten. Die Antwort liegt in der Tatsache, dass die moralisierende Bewegung, welche die Grundlage jedes Fortschrittes bildet, immer langsam vor sich geht und dass das Anzeichen jeder wahren Bewegung in ihrem Charakter der Dauer und ihrer beständigen Beschleunigung liegt. Dies ist auch bei der vegetarischen Bewegung der Fall. Diese äußert sich sowohl durch die Schriften zahlreicher Denker als durch das Dasein der Menschheit selbst, welche mehr und mehr, ohne sich dessen bewusst zu sein, danach strebt, von der Fleischnahrung zur Pflanzennahrung überzugehen, und diese Bewegung äußert sich mit besonderer und bewusster Kraft im Vegetarismus, der sich mehr und mehr ausbreitet. Jedes Jahr wächst die Zahl der Bücher und Schriften über diesen Gegenstand. Man trifft immer öfter Menschen, welche auf die Fleischnahrung verzichten und jedes Jahr vermehrt sich die Zahl der vegetarischen Speisehäuser ...
Diese Bewegung muss besonders die Menschen erfreuen, welche das Reich Gottes auf der Erde zu verwirklichen streben, nicht, weil der Vegetarismus an sich ein wichtiger Schritt nach diesem Reich hin ist, sondern weil er ein Anzeichen dafür ist, dass das Streben nach der moralischen Vervollkommnung des Menschen ernst und aufrichtig ist; denn dieses Streben schließt eine unabänderliche Ordnung in sich, eine, die ihm eigen ist und welche mit der ersten Stufe anfängt.
Man kann sich darüber nur freuen, und diese Freude ist zu vergleichen mit der, welche Menschen empfinden müssen, die den höchsten Stock eines Gebäudes erreichen wollten und vergeblich versuchten, die Wände hinauf zu klettern, sich zuletzt aber vor der Treppe sammeln, aus der Erkenntnis, es gibt keinen Weg hinauf als über die erste Stufe der Stiege.

 

Loving Hut am Klopeiner See
ein Schlaraffenland für Vegetarier der veganen Richtung


Hatten wir in der Sommernummer der anima eine vegetarische Pension in den Bergen Kärntens vorgestellt, können wir heute über eine solche am Klopeiner See, dem wärmsten Kärntner Badesee, ca. 25 km (süd)östlich von Klagenfurt berichten. Jetzt ist es zwar kalt, doch der Sommer kommt bestimmt und viele planen gern frühzeitig.
Die der religiösen Gruppierung Supreme Master Ching Hai nahe internationale veganvegetarische Kette Loving Hut hat dort im Juni eine Pension mit Restaurant eröffnet.
Für unsere anima machte sich Michaela Schaller auf den Weg ins Loving Hut und bat die Pressesprecherin, Dany Yang, zum Interview.
anima: Vegetarische Pensionen und Hotels sind in Österreich dünn gesät. Sie sind noch einen Schritt weiter gegangen und haben einen rein veganen Betrieb eröffnet. Was hat Sie dazu bewogen? Waren es primär ideelle oder geschäftliche Gründe?
Dany Yang: In allererster Linie haben wir den Betrieb eröffnet, um den Menschen die Möglichkeit zu bieten, eine schmackhafte und umweltfreundliche vegane Kost kennenzulernen. Wir wollten ein Beispiel geben für eine tierfreundliche vegane Lebensweise, die keinerlei Einschränkungen für die Lebensqualität bedeutet.
Wir hoffen, dass die Leute, die sich für einen Aufenthalt in unserer Pension entscheiden, positive Erfahrungen im Hinblick auf vegane Lebensweise machen.
Unseren Gäste wird auch bewusst, wie einfach es ist, vegan zu frühstücken, zu Mittag und zu Abend zu essen. Und es ist wohlschmeckend und nahrhaft, besser für die Umwelt und für unsere Freunde, die Tiere.
Was die kommerzielle Seite anbelangt, hoffen wir, dass wir profitabel arbeiten können, um der Öffentlichkeit diesen so notwendigen Service zu bieten und fortführen können, woran uns so viel liegt.
Loving Hut ist ja eine internationale Kette. Wie viele Betriebe gibt es weltweit und welche Vision steckt dahinter?
Im Moment gibt es mehr als 170 Loving Hut-Restaurants in 26 Ländern und wir planen die Eröffnung von weiteren, um die Botschaft von der umweltfreundlichen veganen Ernährung weiter zu verbreiten.
Loving Hut ist mit der Vision entstanden, dass alle Wesen in Frieden, in Liebe und in Harmonie miteinander und in Einklang mit der Umwelt auf dieser Erde leben können. Wir glauben, dass die vegane Ernährung jedem Menschen Gesundheit und Harmonie bringt, da dann keine Tiere mehr grausam zum Essen getötet werden. Gleichzeitig ist die vegane Ernährung die schnellste und wirksamste Art, die Erde abzukühlen und den Planeten zu retten, da sie die globale Erwärmung um mind. 51 % verringert.
Energie aus alternativen Quellen, Wasser sparen, weniger Auto fahren usw., das ist alles sehr wichtig, aber wir können sogar noch schneller und wirksamer einen positiven Effekt auf die Umwelt ausüben, wenn wir unsere Ernährung verändern.
Sie und Ihre Mitarbeiter kommen aus dem asiatischen Raum, was auch am Flair Ihres Hauses ersichtlich ist. Was hat Sie bewogen, sich gerade hier in Österreich am Klopeiner See mit diesem Projekt nieder zu lassen?
Wir haben dieses Projekt hier am Klopeiner See gestartet, weil Südkärnten zu den schönsten Urlaubsregionen Europas zählt und es in Kärnten noch kein veganes Restaurant gibt, so wie es in ganz Österreich noch keine vegane Pension gibt. Zudem gibt es hier in der Gegend keine asiatische Alternative. So scheint es für uns sehr lohnenswert, hier das vegane Ideal zu verbreiten und zu investieren.
Ihr Haus wurde im Juli 2010 eröffnet. Wie ist der Betrieb angelaufen, wie waren die ersten Reaktionen in der Umgebung und Ihrer Gäste?
Wir hatten sehr positive Reaktionen, von offiziellen Stellen und den lokalen Zeitungen, und von unseren Gästen und Nachbarn, die uns sagen, dass die Speisen bei uns außergewöhnlich lecker sind.
Die meisten unserer Gäste sind bereits ein zweites oder drittes Mal wiedergekommen, weil sie die Speisen und die angenehme Atmosphäre genießen.
Was bietet Ihr Betrieb besonderes, abgesehen von der veganen Küche?
Wir haben 15 Nichtraucher-Zimmer für die Gäste, die hier übernachten und die ruhige und wunderschöne Umgebung des Klopeiner Sees genießen oder baden (Strandbad nur 200 m weit) möchten.
Bei der Einrichtung der Zimmer haben wir genau darauf geachtet, keinerlei Tierprodukte zu verwenden, und haben die Möbel sehr sorgfältig ausgewählt.
Alle unsere Räume haben eine Verbindungstür, einen Balkon, einen Flachbild-Fernseher und wir bieten auch die Möglichkeit, Tee und Kaffee auf dem Zimmer zuzubereiten.
- Alle Räume sind rauch- und alkoholfrei
- unsere Pension ist tierfreundlich
- es gibt einen kleinen Kinderspielplatz
- wir führen ein veganes Lädchen
Welche Art von Speisen darf man sich im Loving Hut erwarten?
Wir bieten Speisen im Stil der Fastfood-Restaurants an, z. B. Burger, Hot Dogs, Wraps. Diese werden allerdings immer frisch zubereitet. Außerdem servieren wir viele internationale Speisen aus Asien, Südamerika und Europa, aber auch traditionelle österreichische Gerichte wie Wiener Schnitzel und Gulasch sind auf unserer Speisekarte zu finden.
Für die Speisen verwenden wir vorzugsweise Zutaten aus biologischem Anbau und fairem Handel. Wir servieren keinen Alkohol, dafür aber eine reiche Auswahl an alkoholfreien Getränken.
Woher kommen Ihre Gäste und wie werben Sie um diese?
Wir haben viele österreichische Gäste, aber auch Gäste aus Deutschland, Italien, Großbritannien, Ungarn, Slowenien, USA, Kanada, Australien, Singapur, Hongkong, Vietnam, Korea, China und Formosa (Taiwan) etc.
Meist erfahren die Gäste durch Mund-Propaganda, von Freunden oder durch unsere Website von uns. Die Veggie- Gemeinschaften in Österreich und den umliegenden Ländern haben auch dazu beigetragen.Auch durch TV-Berichte und Artikel in der Presse wurden Gäste auf uns aufmerksam.
Sind Ihre Gäste überwiegend konsequente Veganer?
Nein, nicht hauptsächlich. Sicher gibt es viele Veggies, die uns besuchen, aber es kommen auch viele Nicht-Vegetarier, denen unsere Speisen schmecken.
Das Preisniveau Ihres Betriebs?
Die Speisenpreise variieren zwischen 3 ¤ für Nachspeisen und Suppen und 8,50 ¤ für die größeren Hauptgerichte. Fastfood-Gerichte liegen bei etwa 4-5 ¤.
Derzeit haben wir ein Spezialangebot für zwei Personen für 1 Übernachtung zum Preis von 72 bis 76 Euro, in dem auch ein Kontinental-Frühstück für zwei Personen enthalten ist.
Ihr Haus ist ja ein Saisonbetrieb. Von wann bis wann kann man bei Ihnen Urlaub machen und essen?
Pension und Restaurant sind vom 1. Mai bis zum 15. Oktober 2011 geöffnet.
anima: Wir danken für das interessante Gespräch und wünschen Ihnen zahl-reiche zufriedene Gäste und viel Erfolg!
Dany Yang: Vielen Dank! Und schöne, tierfreundliche Grüße an alle anima-Leser und Ihr Redaktion!

Loving Hut, Am See XII 7/7a, A-9122 St. Kanzian, T. +43 (0)4239 40150, Fax: +43 (0)4239 40150836, info@lovinghutpension.at http://lovinghut.at/klopeinersee
(Zufahrt von der Norduferstraße)

 

Vegetarische Informationen

 

Österreichische Vegetarier Union (ÖVU)
Interessenvertretung für Vegetarierinnen und Vegetarier, lacto/ovo oder vegan
Neue Adresse: Rossegg 41, 8045 Graz, Tel. 0316-46 37 17 u. 0720-345 298 (fairytel)
vegetarier.at, vegetarisch.org, email: oevu @vegetarier.at
Informationen zum Vegetarismus, ob lakto/ovo oder vegan - Mitglieder willkommen
Wir stehen Ihnen meist täglich bis 22 Uhr für telefonische Auskünfte zur Verfügung.
MEATOUT 2011
in den Tagen um den 20.März
Meatout ist ein weltweites Aktionsbündnis – um auch Noch-Nicht-Vegetarier zu animieren: ein oder ein paar Tage fleischfrei zu essen. Es wurde 1985 vom Farm Animal Reform Movement in den USA initiiert und findet immer zu Frühlingsbeginn statt. Alle, die sich dem Vegetarismus oder Tierschutz verpflichtet fühlen, sind aufgerufen, Aktionen zu initiieren oder mitzumachen.
Kontaktadresse: ÖVU siehe oben
Literatur:
Vegetarische Ernährung, ein wissenschaftliches Standardwerk der Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann und Markus Keller. (Ulmer Verlag UTB, 2., erweiterte Aufl. 2010, 366 S., kart., ¤ 22,90 ¤/D
(siehe auch anima Nr.1/2010, Seite 14)
Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken, ebenfalls von Univ.Prof. Claus Leitzmann verfasst, Verlag C.H.Beck München, 3.Auflage 2009, Taschenbuch, 125 Seiten, 7,90 ¤(D)
Vegetarische Ernährung – Gesund und bewußt essen, eine praktische Anleitung der Ernährungswissenschaftler C. Leitzmann und A. Hahn; derzeit vergriffen, doch fallweise bei amazon.de; auch bei der ÖVU zu entlehnen.
Informationen zur veganen Ernährung:
Gill Langley Vegane Ernährung, Echo Verlag Göttingen 1999, 240 Seiten, ca.11 Euro(D). Das bisher umfassendste Werk zur veganen Ernährung, die „vegane Bibel“.
Neal Barnard, ISS DICH FIT, TB 1998, bei der ÖVU erhältlich (10 ¤ + Versandkosten)
Englisch: Stephen Walsh PhD
Plant Based Nutrition and Health
Bei der ÖVU erhältlich: Broschüre: So geht’s vegetarisch – jetzt einsteigen 2,50 EUR + Porto); weiters Info-Blätter (teilweise Folder des VEBU): Warum Vegetarier; Vegetarisches Gastronomie-Verzeichnis; Ve-getarisch gesund genießen; Vegetarismus und Sport; 12 Fragen zum Thema Fleisch; Veget. Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit; Ernährung im ersten Lebensjahr: Vegetarische Babys; Vegetarisch gut drauf! Kinderernährung; Cool statt grausam - Ernährungs-Tipps für Teens; 100% vegan; Vegetarisch & gesund im Alter; Die vegetar. Woche (Speisenplan); Pflanzliche Ernähr-ung; Ökolog.Folgen des FleischkonsumsVegetarische Partner-Zeitschriften im Ausland:
Natürlich vegetarisch
Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. (VEBU), Blumenstr.3, D-30159 Hannover, Tel.0049/ 511-363 2050, Email info @vegetarierbund.de www .vegetarierbund.de.
Vegi-Info, Vegi-Büro Schweiz, Tel. 0041-71 477 33 77, neue Adresse: Niederfeldstrasse 92, CH-8408 Winterthur, Email: svv @vegetarismus.ch, vegetarimus.ch

Vegetarische Stammtische, Vegi-Treffs
Auskünfte:
Graz: Tel. 0316-46 37 17
Wien:1) Erwin Lengauer, Tel. 0676 - 357 2 671
2) email Tara777 @ gmx.at
Niederösterreich (West):
Mag. Gabriele Smetana, Tel. 07413 / 20 706
Oberösterreich:
Schärding: Cafe-Restaurant Orangerie, Eva Kubai Tel. 07712-35704
Scharnstein: Erich Lankmaier 0676- 3901119, lankmaier @ almtal.net Österreichische Vegetarier Union

Einladung zur Generalversammlung
(Nur für Mitglieder)
Donnerstag, 3.Februar 2011, 16 Uhr
in 8045 Graz, Rossegg 41
Tagesordnung: Rechenschaftsbericht und Rechnungsabschluß, Mitgliedsbeitrag und Voranschlag, Wahlen in den Vorstand und der Rechnungsprüfer, Satzungsänderung, Allfälliges
Erwin Lauppert Vors. Michaela Schaller Schriftf.

 

Danke, Charlotte Probst

Die flammende Grazer Tierschutzaktivistin wird demnächst achtzig. Als Kind auf dem Land vom herben Umgang mit den Tieren und von Jägerbrutalität seelisch betroffen, hat sie ihr Leben der Verbesserung des Loses gequälter Tiere gewidmet.
Jahrzehntelang Obfrau des von ihr gegründe-ten Bundesvereins der Tierbefreier (vor eini-gen Jahren in Verein für Tierschutzunterricht umbenannt) trug ihr Wirken reiche Früchte.
Nicht zuletzt ihrer Initiative ist es zu danken, daß das Tier in Österreich seit 1988 nicht mehr als Sache gilt. Maßgeblicher Anteil kommt ihr zu, daß es vor rund zwanzig Jahren zu einem neuen Tierversuchsgesetz kam, auch wenn es nur ein kleiner Schritt vorwärts ist. Jahrelang veranstaltete sie alljährlich die POT-Messe für Produkte ohne Tierqual. Ihr Kampf gegen Pel-ze trug ihr kostspielige Prozesse seitens der Kürschner ein.
Große Plakataktionen, gegen Jagd, Tierver-suche, Pelz, Fleisch, Info-Veranstaltungen auch auf univeritätem Boden, die Franziskus-Weihnachten, Tiermahnmal, Akademie für Mensch-Tier-Beziehungen, fast unzählig sind ihre Aktivitäten.
Als gelernter Lehrerin war und ist es Charlotte Probst ein besonderes Anliegen, in Kindern und Jugendlichen Verständnis für Tiere als unsere Mitgeschöpfe zu wecken. So gründete sie vor 32 Jahren – ihr Hauptverdienst und Haupterfolg – die Aktion Tierschutz im Unterricht: die Lehrer-Seminare, die hun-derten Tierschutzlehrerinnen – und lehrer, die sie ausbildete, die in die Schulen gehen und die der Jugend den Gedanken des Tierschutzes nahebringen. Weit über die Steiermark, über Österreich, bis nach Asien.
Die Verleihung des Hans-Rönn-Preises im vergangenen Herbst in Düsseldorf an Charlotte Probst war sichtbare internationale Anerken-nung ihres Wirkens.
Nur Insider können ermessen, wie viel Arbeit, wie viel Mühe wie viel finanzieller Aufwand aus eigenem, wie viele Vorsprachen bei den Obrigkeiten usw. erforderlich sind, um all das aufzubauen.
Liebe Frau Probst,
herzliche Gratulation zur Auszeichnung, zum 80er und danke!

 

Makrolon 3 oder 4 ?

In der Bücherrubrik ist gerade vom „Tierver-suchsrecht“ die Rede, im Beitrag über Bernard Shaw auch. Beim Blättern in alten Zeit-schriften fand ich dazu ein Artikelchen, heute noch aktuell, daher ein Auszug:
„ Einst als Kind, in einem alten Haus mit vielen Ratten; wenn sie mit ihren schwarzen Äuglein vorsichtig und neugierig aus der Wand lugten, wenn die Mutter Ratte mit ihren fünf Kleinen, eins hinter dem anderen sich mit dem Maul am Schwanz des Vorderen haltend durchs Zimmer huschte, fand ich sie sympathisch, meine Mutter schien weniger glücklich, nun ja. Bekanntlich hält sich die Sympathie für diese Tauben der Erde allgemein sehr in Grenzen. Sie sind hungrig und essen gern das, war wir selber gern essen oder anziehen.
In einem Lehrbuch für Kinder wurden die Nager einmal als Freunde und Helfer der Menschheit vorgestellt. Sie pflegen diese Freundschaft in den Laboratorien als Versuchs-tiere, in kleinen Behältern, jetzt sind wir bei der Sache, vornehmlich der Type Makrolon.
Vor einem Jahr bei einer Veranstaltung der Veterinärmedizin zum Thema - es war kurz zu-vor eine Verordnung betr. Haltungsvorschriften für Versuchstiere herausgekommen - frug eine Wissenschaftlerin in der Diskussion traurig, warum man den Behälter Makrolon 3 zur Norm erhoben habe und nicht wenigstens den der Größe 4. Der Vierer ist klein, der Dreier sehr klein. Ich fragte dann, um wieviel denn ein Viererkäfig die Medikamente verteuern würde - die Ratten dienen der Pharmaforschung. Die Frage löste bei den anwesenden Forschern eine gewisse Ratlosigkeit aus, das Thema Kostenrechnung war ihnen fremd.
Ich korrespondierte dann noch mit verant-wortlichen Stellen, Politikern, Ministerialbe-amten, und gewann den Eindruck, der Gegenstand ist ihnen herzlich gleichgültig.
Vielleicht ist es den Ratten, den erwähnten Freunden und Helfern der Menschheit, nicht so ganz gleichgültig, in welchem Käfig sie sitzen, wie der Politik, der Wissenschaft und Ministerialbürokratie.
Wir sollten das Thema nicht einschlafen lassen.“
Das war vor zehn Jahren.


E.L.

 

Bücher

Regina Binder
Tierversuchsrecht – Tierversuchsgesetz, Verordnungen und sonstige Rechtsgrundlagen, Edition Juridica Kurzkommentare, Manz-Verlag Wien 2010, 204 Seiten, ca. 17 x 12 cm, 36 ¤
Wer tierschützerisch nicht allein mit Gefühl sondern sachlich fundiert tätig sein will, kommt nicht umhin, sich mit den einschlägigen gesetzlichen Regelungen zu befassen.
Die tierschutzengagierte Leiterin der Informations- und Dokumentationstelle für Tierschutz & Veterinärrecht an der Veterinärmedizinischen Universität Wien hatte bereits unter dem Titel „Das österreichische Tierschutzrecht“ eine ausführlich kommentierte Normensammlung verfasst, die das gültige bundeseinheitliche Tierschutzgesetz und die auf Grund des Gesetzes erlassenen Verordnungen enthält. (2. Auflage 2008; siehe anima Nr.2/2008).
Nunmehr liegt aus ihrer Feder eine ebenso qualifiziert kommentierte Sammlung des österreichischen Tierversuchsrechts vor. Sie umfasst neben dem Tierversuchsgesetz(TVG) aus 1989, zuletzt geändert 2005, die zum Gesetz ergangenen Verordnungen, insb. auch die aus tierschützerischer Sicht besonders bedeutsamen Haltungsbedingungen für Versuchstiere, daneben auch die relevanten Passagen der Kosmetikvorschriften, weiters noch u.a. das Gentechnikgesetz.
Damit steht Tierfreunden, die wissen wollen, was rechtens ist, auch betr. Tierversuche eine handliche, übersichtliche Normensammlung zur Verfügung.
Neben der Ausbeutung der Zugtiere – die haben vornehmlich die Herren Otto und Diesel abgeschafft, war die Vivisektion schon vor eineinhalb Jahrhunderten Hauptgegenstand tierschützerischer Aktivität, die den Suffragetten ähnlich bis zu Mordversuchen reichte (Dr. Anna Kingsford u.a.). Auch wenn die Bewegung nicht ganz erfolglos blieb – etwa was die Betäubug von Versuchstieren und die Verrechtlichung der Materie betrifft – blieben ihr größere Erfolge versagt. Das mag damit zusamenhängen, dass die Alles-oder-Nichts-Fraktion unter den Versuchsgegnern sehr stark ist und damit, weil nicht alles erreichbar ist, nichts erreicht. Das ist zwar übertrieben formuliert; so hat etwa eine vor allem in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hervorgetretene breite Bewegung mit dem TVG 1989 zu einigen Verbesserungen geführt. (Wie sehr gerade das Vivisektionsthema Tierfreunde bewegt, zeigte sich damals: Versuche zur gleichen Zeit, Tier-Sympathi-santen in nennenswerte Zahl auch für Aktivitäten gegen das Leid der Nutztiere zu interessieren, schlugen fehl. Die Geschichte der Tierversuchsgesetzgebung ist übrigens auch im „Tierversuchsrecht“ dargestellt). Es wäre zu bedenken, ob nicht durch Konzentration auf leichter erreichbare Ziele, etwa auf Haltungsbedingungen und Kontrolle, mehr für leidende Tiere erreicht werden könnte. Bessere Haltung bedeutet höhere Kosten und damit indirekt Anreiz, sich mehr um Alternativmethoden zu bemühen. Übrigens: wer weiß, wie es den Versuchstieren in Münster derzeit geht?

ALTEXethik
Erscheint einmal jährlich im Dezember in deutscher Sprache. Vertrieb: Weinmanng. 86, CH-8700 Kuessnacht ZH; Tel. ++41 44 380 0830; Fax +41-44-380 0832, email: subs @altex.ch; Abopreis 15 ¤
ALTEX ist eine der 3R Idee (Tierexperimente replace, reduce, refine) verpflichtete wissenschaftliche Vierteljahresschrift in englisch. Die zusätzlich deutsch erscheinende Ethik-Ausgabe 2010 bringt neben den Buchrezensionen wieder interessante Artikel, u.a.: Gary Steiner ‚Tierrecht und die Grenzen des Postmodernismus: Der Fall Derrida’, Regina Binder ‚Die neue Tierversuchs-Richtlinie – Anspruch, Realität und Perspektiven’, Rainer Hagencord ‚Das ausgegrenzte Tier integrieren – zum Projekt einer Theologischen Zoologie’.


Tolstoi, Wichmann, Reclus, Schwantje u.a.
Das Schlachten beenden – Zu Kritik der Gewalt an Tieren – Anarchistische, feministische, pazifistische und linkssozialistische Traditionen, Verlag Graswurzelrevolution (Birkenheckerstr.11 D-53947 Nettersheim) 2010, 180 Seiten, brosch. 20 x 13 cm, 14,90 ¤(D), ISBN 978-3-939045-13-7, www. graswurzel.net
Der der Philosophie des Anarchismus verbundene Verlag erweckt verdienstvoll Texte zum Leben, die vor einem Jahrhundert geschrieben wurden. Sie zeigen, manchmal zeitgebunden, doch bedenkenswert über ihre Zeit hinaus, dass unsere heutigen Ideen über Vegetarismus, Tierrechte schon lange vorgedacht sind.
Ausgewählt wurden Leo Tolstoi, Elisée Reclus, ein anarchisischer Denker im 19.Jh., Magnus Schwantje, einer der bedeutendsten vegetarischen Vordenker (1877 –1959), die Niederländerin Clara Wichmann (1885-1922) und ein 1926 von Willi Eichler geschriebener Artikel. Eichler war führendes Mitglied des vom Philosophen Leonard Nelson gegründeten kleinen Internationalen Sozialistischen Kampfbundes, eine der wenigen aktiven, durch Tarnung mittels vegetarischer Restaurants erfolgreich, Widerstandsgruppen während der Nazizeit.
Der Band ist besonders informativ durch eingehende Erläuterungen zu den Autoren und ihrem Wirken und eine von Renate Brucker verfasste Abhandlung über die Geschichte der Tierrechtsidee.
Eine Fundgrube für alle an der Geschichte der vegetarischen Gedankenwelt Interessierte.

Barbara Rütting
Wo bitte geht’s ins Paradies – Burnout einer Abgeordneten und Neuanfang
Herbig-Verlag München 2010, 320 Seiten, geb., 22 x 15 cm, 19,95 ¤(D)
Im März 2009 hat Barbara Rütting, ein halbes Jahr zuvor mit vielen Vorzugsstimmen auf grüner Liste in den Bayerischen Landtag wiedergewählt, auf ihr Mandat verzichtet, um bald darauf wieder in gewohnter Dynamik für ihre Ideen zu kämpfen. Nüchterne Rechner werden darob rätseln. Endlich einmal muss der Staat, der hauptsächlich Vertreter der Tierausbeuter finanziert, eine Kämpferin für die Tiere unterstützen und ihr ein Büro beistellen, wichtige Voraussetzung für wirkungsvolle Arbeit, und sie lässt das fahren?
Ü ber die Gründe und ihr neues Leben erzählt Barbara Rütting in gewohnt ansprechender Art, zugleich eine Art Tagebuch über ihre Tätigkeit als Abgeordnete mit allen Höhen und Tiefen.


Gunter Bleibohm
Comedia finita est – Konturen einer undogmatischen Sichtweise
Selbstverlag Dr. Gunter Bleibohm, D-67146 Deidesheim 2010, 100 Seiten brosch., ca. 21 x 14,5 cm, 7,80 ¤, zu beziehen bei www. pro-jure-animalis.de
Klar und scharf zeichnet der Autor eine Welt, die von uns eifrig angeschoben dem Abgrund zurollt. Kurz und präzise zählt er die Gründe, die Umweltkrise in all ihren Facetten und – er greift hier mutig ein Tabu-Thema auf – die ungezügelte Bevölkerungsvermehrung. Man kann über seine Schlussfolgerungen und Anregungen geteilter Meinung sein, bedenkenswert sind sie zweifellos.
Recht aufs Sterben?
Es ist hier nicht genug Raum, um auf alles einzugehen. Nur ein Bedenken zu seiner Forderung: das Recht auf Sterben. Allzu schnell wandelt sich ein Recht zur Pflicht.
Jedenfalls, ein mutiges Buch.


Martin Schlatzer
Tierproduktion und Klimawandel,
LIT- Verlag Wien-Berlin-Münster 2010, 224 Seiten brosch., ca.21 x 14,5 cm, 19,90¤, ISBN 13- 978-3-643-50146-2
Mag. Schlatzer ist Ernährungswissenschaftler, speziell mit Ernährungökologie befasst. Der Untertitel seiner Arbeit lautet: Ein wissenschaftlicher Diskurs zum Einfluss der Ernährung auf Umwelt und Klima.
Das Feld, das er hier beackert ist weit und vielfältig. Der Autor zeigt, wie komplex die Materie ist, wie viele Aspekte zu berücksichtigen sind; angefangen von den verschiedenen Methoden zur Bewertung von Umweltauswirkungen zu den in Frage kommenden Lebensmitteln, zu den bei ihrer Produktion sehr unterschiedlich anfallenden Schadstoffen, wie Kohlendioxid, Methan, Lachgas, usw. , Land-, Wasser-, Energieverbrauch. Es ist eine wissenschaftlich Arbeit; keine reißerische Polemik, die die Fülle des Lebens zu ein paar griffigen Schlagworten verfremdet.
Der Autor hat eine Menge von Einzelstudien gesammelt, die nicht unbedingt alle in eine Richtung weisen. Das kann für Laien etwas verwirrend sein. Es zeigt die Schwierigkeit einer eindeutigen Beurteilung in Richtung Klima, Nachhaltigkeit auf. Etwa im Verhältnis extensive Weidewirtschaft zu intensiver Rinderproduktion. Oder: Eine britische Statistik weist einen um 32% höhere Treibhausgas-Emmission für Bio-Eier, und 17 % mehr für Freilandeier gegenüber Käfigeiern aus. Toni’s Freilandeier (siehe die Buchbesprechung Anton Hubmann) werden von 500.000 Hühnern in einigen hundert kleineren bäuerlichen Betrieben gelegt. Lässt sich daraus schließen, fünf 100.000er-Ställe (Käfig oder Voliere) wären, Tierschutz beiseite, umweltbezogen günstiger? Die Frage bleibt, da die näheren Umstände der britischen Untersuchung nicht bekannt sind, offen.
Unzweifelhaft bestätigt die Arbeit: Der Lebensmittelsektor trägt in hohem Maße zu Umwelt- und Klimabelastung bei. Die Produktion tierischer Lebensmittel hat daran den überwiegenden Anteil.
Auch dem Klima und der Umwelt zuliebe:
weniger oder gar kein Fleisch und Tierisches

Daraus der unvermeidliche Schluss: Auch dem Klima und der Umwelt zuliebe weniger oder besser gar kein Fleisch und tierische Produkte konsumieren. Wie lässt sich auf eine Konsumänderung hinwirken? Die Arbeit listet auch dazu Möglichkeiten auf.

Alles in allem, ein Buch für Menschen, die sich mit dem Thema mehr als oberflächlich befassen möchten.
Hermann Focke
Die Natur schlägt zurück – Antibiotikamissbrauch in der intensiven Nutztierhaltung und Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt, Pro Business Verlag Berlin 2010, 200 Seiten brosch., ca.21 x 15 cm, 14,80 ¤(D), ISBN 13-978-3-86805-766-9
Einige Leser erinnern sich vielleicht des in der Frühjahrsnummer 2008 vorgestellten Buches desselben Autors: Tierschutz in Deutschland Etikettenschwindel ?!. Focke, früher Amtsveterinär in einem Bezirk mit größter Nutztierdichte hatte hier bezogen vor allem auf das Tiertransportwesen über die Diskrepanz zwischen Gesetz und mieser Praxis berichtet. Seine Bemühungen die Missstände abzustellen waren vergeblich. Er wurde kaltgestellt und aus dem Amt gemobbt.
In der vorliegenden Arbeit befasst sich Focke vor allem mit dem intensiven, häufig illegalen (Antibiotika als Leistungsförderer sind seit 2006 in der EU verboten) Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung und dessen Folgen. Vorangestellt ist ein längerer Abschnitt über die Entwicklung der Massentierhaltung (immer weniger Betriebe mit immer größeren Tierzahlen), die Bedürfnisse der Tiere und die tatsächlichen Zustände, Miss-stände, Qualzuchten, die häufig fragwürdige Haltung der Behörden... Sein Resümee:
Die Wirtschaft macht die Politik, die Politiker liefern dazu die Rhetorik und den Beamten aus der Ministerialbürokratie und der kommunalen Verwaltung kommt die Rolle von Erfüllungsgehilfen zu.
Auch wenn der Autor deutsche Verhältnisse beschreibt, die nicht 1:1 auf Österreich zu übertragen sind, dürfte doch vieles hier wie dort gelten.
Hauptthema sind wie gesagt der steigende Medikamenteneinsatz und die Folgen. Die sehr ausführlichen Angaben zu den verschiedenen Wirkstoffen, und pathogenen Bakterien und Resistenzen werden eher Fachleute interessieren, allgemein interessant sind die Hinweise auf die Kontamination von Boden, Wasser und Luft.
Die erschreckende Prophezeiung des Autors:
Aus rein ökonomischen Erwägungen hat man die so genannten Nutztiere durch überzogene Züchtungsmethoden und agrarindustrielle Hal-tungsbedingungen einem ausbeuterischen und Tier- und Umweltverachtenden System unterworfen. Die Folgen: steigender Infektionsdruck – stetig steigender Antibiotikaeinsatz – immer mehr Antibiotika-Resistenzen – verstärkte Gesundheitsgefährdung von Mensch, Tier und Umwelt, nicht nur für uns heute Erwachsene, noch mehr für unsere Kinde und Kindeskinder.
Wenn wir so weitermachen wie bisher
wird die Natur siegen,
d.h. die krank machenden Bakterien.
Von den Politikern sei keine Gegenwehr zu erwarten, wir Bürger müssten uns auflehnen.
Wenn Tierschützer, Tierrechtler, Verbraucher und jeder Einzelne sich mit demokratischen Mitteln immer wieder Gehör verschaffen, müssen Politik und Exekutive auf Dauer reagieren.
Der Objektivität halber: Jüngst in einer ARD-Sendung bestritt der frühere deutsche Landwirtschaftsminister, selbst Tierproduzent, entschieden jeglichen Medikamentenmissbrauch.


Georg Rüschemeyer
Menschen und andere Tiere – vom Wunsch, einander zu verstehen
Fischer (Tb)- Verlag Frankfurt 2010, 161 Seiten, Ln., ca.25 x 16,5 cm, 20,60 ¤(A), 19,95 ¤(D), ISBN-13- 978-3-59685-4226
Für Kinder ab 12 und für Erwachsene.
In manch Tierschützerkreisen besteht die Tendenz, Tiere zu sehr zu vermenschlichen. Wie weit können sich Mensch und Tier verstehen und verständigen? Es gibt viele Geschichten über Wolfs- und Affenmenschen, sprechende und rechnende Tiere. Was ist wahr daran? Der Autor rückt unkompliziert, sachkundig und nie langweilig, in kleinen Geschichten die Dinge ins rechte Lot. Ein Buch, formuliert der Verlag treffend, das bewusst entzaubert und doch keine Wünsche offen lässt.
Toni Hubmann
Wie wir uns über gute Lebensmittel freuen können ...
echomedia buchverlag Wien 2010, 144 Seiten mit zahlr. Illustrationen, Flexocover, ca. 20,5 x 14 cm, 14,90 ¤(A), ISBN 978-3-902672-30-8
Anton Hubmann, vlg. Toni, führender Freilandei-Vermarkter mit einigen hundert zuliefernden Bauern erzählt u. a. von den unnötigen Schwierigkeiten, die ihm die Sturheit wenig kompetenter Behörden und Minister anlässlich der Vogelgrippe brachte, wie er zur Freilandhaltung kam, über das Tierschutzprojekt Freilandei aus seiner Sicht (die bedarf einiger Berichtigung), über die Agrarbürokratie und was man besser machen könnte. Er wendet sich gegen die faktische Tendenz, nur die großen Bauern zu fördern und meint, auch kleine wie die seinen hätten und müssten die Chance haben, zu bestehen.
E.L.


Küche
Ingrid Newkirk
Das Beste aus der veganen Küche –
150 internationale Gerichte für alle, die ohne tierische Produkte genießen möchten
Wilhelm Heyne Verlag, München, 2007, 224 Seiten, ca. 18,5 x 19 cm, 9,20 ¤(A)
Für all diejenigen, die ganz ohne Tierprodukte eine Reise rund um den Globus machen wollen und dabei eine Vielfalt an Köstlichkeiten kennen lernen möchten, hat Ingrid Newkrik und die Tierrechtsorganisation PETA dieses Kochbuch zusammengestellt. Es beginnt mit einem rührenden Vorwort von Dirk Bach in dem er die ethischen Argumente für eine vegane Ernährung erläutert. Und dann geht es auch schon los:
Erster Gang – Suppen aus aller Welt
Zweiter Gang – Salate / Als Zugabe – Dressings, Dips und Saucen
Dritter Gang – Hauptgerichte mit Rezepten aus Asien, Afrika, Europa, Nord- und Südamerika
Vierter Gang – Desserts
Fünfter Gang – Gebäck und Kuchen
Zum Abschluss – Cocktails
Die Rezeptvorschläge sind so vielfältig, dass wohl für jeden etwas dabei ist. Die Zubereitung wird leicht verständlich erläutert und weist keinen großen Schwierigkeitsgrad auf. Wenn Sie für Freunde oder Familie einmal groß aufkochen wollen und ein mehrgängiges Menü planen, sind sie mit diesem Kochbuch bestens bedient und die Entscheidung wird nicht leicht fallen.
Vielleicht beginnen Sie mit einer Karotten-Ingwer Suppe, gefolgt von Orangen-Fenchel-salat mit Quinoa, Asiatisches Curry mit Bohnen oder doch lieber Auberginen-„Mozzarella“-Auflauf? Zum Ausklag dann noch einen festlicher Zitronenkuchen und einen Pina Colada.
Nach der kulinarischen Weltreise finden sie schließlich noch ein Wörterverzeichnis mit Erklärungen, der verwendeten Zutaten, damit sich auch all jene gut zurechtfinden, die in der veganen bzw. internationalen Küche noch nicht so geübt sind.


Heike Kügler-Anger
Frisch aufgegabelt – Nudeln vegan
Köstliche Nudelrezepte aus aller Welt
195 Seiten,geb., 1 x 14 cm, 14 ¤(D),
ISBN: 978-3-89566-281-2
Nudeln ohne Ei gibt es in den Pastaregalen ja schon jede Menge. Doch noch köstlicher schmecken sie, wenn man sie selbst macht. Und die Zutaten für einen Nudelteig sind schnell zusammen getragen. Das wird uns in diesem Buch gezeigt, das über 100 internationale vegane Nudelspezialitäten vorstellt. Angefangen von der klassischen Pasta, über Nudeln aus Kastanien-, Buchweizen-, Dinkel-, Mais- und Reismehl. Ein eigenes Kapitel widmet sich den Nudelverwandten wie Spätzle, Dampfnudeln, Gnocchi und Schupfnudeln.
Doch was ist die beste Nudel ohne Sauce?. Und dass da, abgesehen von der Tomatensauce, vieles möglich ist, was köstlich schmeckt, wird uns in diesem Buch ebenfalls gezeigt. Zwiebel-Oliven-Sauce und Lauch-Cranberry-Sauce schmecken nicht weniger interessant als Pilzsauce auf chinesische Art oder Rote-Linsen-Bolognese. Haselnuss-Avocado-Pesto, Paprika-Tofu-Sauce, Zucchini-Curry-Sauce und Tomatensauce Siciliana sind aber auch nicht zu verachten.
Weitere Kapitel umfassen Rezepte für Suppen, Salate, überbackene und gefüllte Nudeln und süße Nudelschmankerl. Außerdem verrät uns die Autorin auch tolle Tricks für die Nudelzubereitung, welche Hilfsmittel die Sache leichter machen, wie wir hausgemachte Teigwaren am besten aufbewahren und wie wir sie richtig kochen.
Dieses Kochbuch wird Nudelfans, die vegan leben und sich nach Abwechslung in der Nudelküche sehnen, sicher begeistern. Zumal die Zubereitung der Nudelschmankerl durch die Schritt-für-Schritt-Anleitungen schon mit etwas Kochgeschick leicht zu bewältigen ist
Und vergessen Sie nicht: Nudeln schmecken nicht nur gut – sie machen auch glücklich!
Ihre Michaela Schaller


Büchereingang:
Annette Heimroth und Brigitte Bornschein
Vegan & vollwertig genießen – mit einem Vorwort von Barbara Rütting
Walter Hädecke Verlag D-71263 Weil der Stadt 216 Seiten, 90 Farbfotos, gebunden, Format ca. 24,5 x 19 cm. 19,90 ¤ (D), 20,50 ¤ (A), ISBN 978-3-7750-0573-9
Wir besprechen das Buch in der nächsten Nummer.
Impressum: anima- Zeitschrift für Tierrechte
Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union (ZVR-Zahl 90713 6740, BPD Graz, DVR 0955 906), Herausgeber und Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU/ Leiter Erwin Lauppert (E.L.), auch für nicht gezeichnete Texte verantwortlich.
neue Adresse: 8045 Graz, Rossegg 41, Tel. (0316) 46 37 17 und 0720-349 056 (fairytel), FAX 0720-349 156, email: anima @ vegetarier.at.
Beiträge geben, soweit nicht ausdrücklich vermerkt, lediglich die Meinung der Verfasser, nicht die der ÖVU wieder. Nachdruck nur mit schriftlicher Zustimmung. Fotos, wenn nicht bezeichnet: ÖVU, Druck: Druckwerk 8020 Graz

 

Was haben Moslems, was Vegetarier nicht haben?

Anlass für diese etwas holprig formulierte Frage ist eine Begebenheit in einer Tagesschule im kleinen Städtchen Betzdorf im Westerwald, Rheinland-Pfalz, mit ca. 300 Schülern, davon 45 Moslems. Handelnde Personen: eine seit 18 Jahren an der Schule tätige 59jährige Lehrerin und ihr Schüler, der kleine 9jährige Ünal und ein, zwei andere muslimische Kinder, dann noch der Schulleiter, ca. 15 türkische Eltern, und im Hintergrund die Schulbehörde.
1.Akt, Ende Februar 2010: Essensausgabe, zwei Schüsseln mit Schnitzeln unbeschriftet werden von der Lehrerin unabsichtlich vermengt. Ünal und ein oder ein paar andere türkische Kinder bekommen versehentlich Schweinsschnitzel, Ünal fragt nach, worauf die Lehrerin den Kindern freistellt, das Fleisch zu essen oder nicht.
2.Akt, ein Tag später. Ünals Mutter beschwert sich telefonisch bei der Lehrerin, die entschuldigt sich, anscheinend ohne Erfolg.
3. Akt, ein paar Tage später: Ca. 15 oder nach der Schulwebsite mehrere muslimische Eltern erscheinen Beschwerde führend beim Schulleiter, sehr aufgebracht, der Schulleiter beurlaubt die Lehrerin für zwei Tage, um den Konflikt zu klären. Am Folgetag spricht er sich mit der Lehrerin aus.
Den weiteren Verlauf des Dramas können wir unseren Lesern leider nicht eindeutig erzählen, die Textbücher variieren zu sehr. Unbestritten ist nur: Die Lehrerin sitzt seit zumindest acht Monaten daheim (für die Steuerzahler, die den Ersatz honorieren müssen, nicht ganz billig); sie sagt, der Schulleiter hätte ihr zu verstehen gegeben, sie möge die Schule meiden und sich an eine andere versetzen lassen, die Eltern hätten gedroht, sonst alle türkischen Schüler abzuziehen. Der Schulleiter bestreitet das; zwar hätte der Konflikt in der Aussprache nicht geklärt werden können, doch die Lehrerin hätte sich von sich aus am Folgetag krank gemeldet und sei dies seither.
Unbestritten ist weiters und so steht es auf der Schulwebsite: „Um Vorfälle der oben genannten Art zu vermeiden, wurde (Anm. im März) mit der Catering-Firma beschlossen, zukünftig neben vegetarischem Essen nur noch Geflügel und Rindfleisch anzubieten“, also kein Schweinefleisch mehr. Da fühlten sich zur Abwechslung wieder Schweinefleisch-Freunde diskriminiert. So gibt es seit Herbst laut Schulleiter auch wieder Schweinefleisch, nur die Schulwebsite weiß es noch nicht.
Zu allem Übel wurde die Sache im Oktober von RTL und Bild-Zeitung – es lief gerade die Sarrazin-Debatte – reißerisch aufbereitet; die Folge: heftige Ausfälle gegen den Schulleiter.
Die Sache ist als Betzdorfer Schnitzelkrieg nicht gerade in die Weltgeschichte, doch in die rheinische Lokalgeschichte eingegangen, lassen wir sie dort.
Uns genügt die Lehre: Eine kleinere religiöse Minderheit vor einer Generation zugezogen kann wenn sie nur mit Nachdruck entschlossen und geschlossen auftritt, eine Angehörige der Mehrheitsbevölkerung, die versehentlich gegen ihr Speisegebot verstieß, zwar nicht auf den Scheiterhaufen bringen, doch immerhin aus dem Beruf stoßen und wenigstens zeitweise der Mehrheit ihr Speisegebot aufdrängen. Ein bemerkenswerter Erfolg. Ob allerdings erstrebenswert?
Wie steht es demgegenüber mit der Anerkennung des Vegetarismus im praktischen Leben. Vegetarier sind im Kern letztlich auch eine Glaubensgemeinschaft, mit dem Dogma „Töten für Nahrungszwecke ist unmenschlich“ und es gibt sie, teilweise organisiert, in unseren Landen seit fast eineinhalb Jahrhunderten.
Unzweifelhaft hat sich in den letzen zwanzig Jahren viel zugunsten der Vegetarier geändert. Zuvor galten Fleischverweigerer ja eher als seltsame Käuze und ob man in öffentlichen Einrichtungen, Krankenhäusern, Erholungsheimen fleischloses Essen bekam, hing vom – meist vorhandenen – guten Willen der Verantwortlichen ab. Als vegetarisch ausgewiesene Speisen gab es in Restaurants natürlich nicht.
Das ist seit etlicher Zeit anders. Nicht nur in Betzdorf. Auch bei uns gibt es in öffentlichen Einrichtungen in der Regel zur Auswahl auch ein vegetarisches Menü. Ein Vorfall wie noch 1992, dass ein Rekrut, der sich weigert, Fleisch zu essen, vom Militärarzt in die Psychiatrie eingewiesen wird – zwar schon damals ein Ausnahmefall – ist Vergangenheit. So 100prozentig klappt es allerdings noch nicht. Es gibt immer noch, wenn auch nicht häufig, Beschwerden, u.a. aus dem einen oder anderen Altenheim. Auch wird der Begriff vegetarisch manchmal großzügig ausgelegt. Und gar veganes Essen gibt es kaum. (Nebenbei: Der Menüplan in der Schule gegenüber meinem Fenster hier in Graz: Montag bis Donnerstag ein Fleischgericht, am Freitag vegetarisch, für alle).


Dass man sich hier je so devot beflissen vor Vegetariern verbeugt hätte wie in Betzdorf vor einer anderen Minderheit, davon war noch nicht zu hören. So bleibt die Frage: Was haben Moslems, was Vegetarier nicht haben?
E.L.

 

Halt’s Maul, sonst kommst ins KZ
Österreich: Wiederkehr der Konzentrationslager ?


„Ich bin beim Schussnigg gesessen - das war ja herrlich -, ich bin beim Horthy gesessen – das war auszuhalten -, ich bin beim Rakosi gesessen – das war die Hölle.“ So habe ein in Gefängnissen erfahrener Genosse die Haftbedingungen im österreichischen Ständestaat und in Ungarn vor und nach dem zweiten Weltkrieg charakterisiert, erzählt der gewesene Chefredakteur der einstigen steirischen kommunistischen Tageszeitung Wahrheit in seinen Lebenserinnerungen.
Die Aussage zeigt, Haftbedingungen variieren. Auch die nazistischen Konzentrationslager waren von unterschiedlicher Leidensintensität, wandelten sich – von den brutalen „wilden KZs“ der SA nach der Machtergreifung – über die nicht ganz so brutalen, mit preußischem Ordnungsdrill geführten Lager bis etwa 1938, die eher der Wiedereingliederung in die NS-Gesellschaft dienten und die vermutlich manche Guantanamo-Häftlinge als milder empfinden würden, – bis zu den zunehmend anarchisch den sowjetischen ähnelnden Arbeitslagern mit im Fortschreiten des Kriegs immer elenderen Tod bringenden Verhältnissen.
Es ist nicht Sinn dieser Zeilen, eine Geschichte der Konzentrationslager zu bringen von der ersten Erwähnung des Namens im Krieg Spaniens gegen die aufständischen Kubaner Ende des 19.J bis nach Guantanamo ebendort im 21.Jahrhundert. Da gibt es reiche Literatur.
P.b.b. Verlagspostamt 8010 Graz
GZ 02Z 033 063 M anima Nr. 4/2010
Falls unzustellbar bitte zurück an
anima, Rossegg 41, 8045 Graz
An

Nur eine Nebenbemerkung, damit der Titel oben nicht zu falschen Schlussfolgerungen führt: Ein ganz anderes Kapitel des nazistischen Terrorsystems sind die fälschlich häufig auch als Konzentrationslager bezeichneten Vernichtungsanlagen, die keine Lager sondern Tötungsstätten waren wie Treblinka usw. Zuzugeben ist allerdings, dass Arbeitslager unter welchem Regime immer auch letztlich der Vernichtung dienen können; nicht umsonst nennt Solschenizyn Kolyma „Auschwitz ohne Öfen“. Wir brauchen aber gar nicht bis ins ferne Sibirien wandern, sozusagen vor der Haustür in der Umgebung von Graz gab es im ersten Weltkrieg Lager schmerzlicher Qualität. Es soll hier aber auch nicht die Geschichte staatlichen Mordens erzählt werden, das wäre ein hoffnungslos umfängliche Arbeit – der amerikanische Politwissenschaftler R. J. Rummel beziffert die Zahl der Demozid- und Kriegsopfer im 20.Jahrhundert auf weit über 200 Millionen – und sie machen weiter, manche Diktatur, manche Demokratie. zurück zum Thema.
Uns geht es um etwas anderes. Nicht um die Frage, ob ein Haftort herrlich, aushaltbar oder die Hölle ist, sondern warum kommt jemand hinein.
Ins NS-KZ konnte man u.a. wegen staatfeindlicher Äußerungen, Verbreitung von „Greuelnachrichten“, Beleidigung und abfälligen Äußerungen über führende Persönlichkeiten des Regimes etc. kommen.
Das ist für ein antidemokratisches Regime, das sich wie das Naziregierung nur durch Terror halten kann, notwendig.


Unser Strafgesetzbuch kennt die Verwahrung geistig abnormer Rechtsbrecher auf unbestimmte Zeit, unter Umständen lebenslänglich.

Das ist an sich eine vernünftige Maßnahme. Man kann nicht jemanden, der aufgrund seiner psychischen Konstellation dazu neigt, Mitmenschen ein Messer in den Leib zu rammen, frei herumlaufen lassen.


Die Frage ist: Hat es ein demokratischer Rechtsstaat notwendig, jemanden auf unbestimmte Zeit zu internieren, unter Umständen sogar lebenslänglich, weil er verbal oder im Internet gegen einen Minister oder ein paar Beamte ausfällig wird, mit oder ohne Grund?
Der konkrete Anlassfall und seine Vorgeschichte (soweit dem Internet zu entnehmen, daher möglicherweise einseitig):
Eine Familie, Mann, seine französische Frau und vier Kinder, fährt von Wien nach Italien auf Urlaub. Die Frau verliebt sich in einen Italiener und verschwindet mit den beiden Töchtern (acht Jahre und ein halbes Jahr alt) und dem Auto des Mannes, die Söhne lässt sie beim Mann. Der spürt seine Gattin in der Schweiz auf, ein Schweizer Richter verfügt die Rückgabe der Töchter an den Mann. Der berufstätig, wohlhabend sorgt zurück in Wien für angemessene Betreuung der Kinder in seinem Heim. Er gestattet seiner Frau, die nach einigen Wochen wieder nach Wien gekommen ist, die Kleinen nach Wunsch zu besuchen. Eines Tages nimmt sie die Kinder, angeblich über Anraten eine Beamtin der Jugendwohlfahrt, aus der väterlichen Wohnung, zieht ins Frauenhaus und erreicht, dass die Obsorge ihr zugesprochen wird. Das war 2001, seither hat der Mann seine Kinder nicht mehr gesehen.


Er lässt es nicht darauf beruhen, es folgen lange verwirrende Prozesse, bis heute nicht entschieden. Je mehr der Mann an der Justiz verzweifelt, seinem Empfinden nach offenkundige Rechtsgrundsätze missachtet werden, umso intensiver kämpft er gegen die Justiz, wird zum „Justizrebellen“, zum allgemeinen Kämpfer für Väterrecht und gegen – seiner Meinung nach – psychische Kindermisshandlung und -schändung durch Justiz und Jugendwohlfahrt, ausfälliger und ausfälliger, erinnert da an Mundl, die aus Fernsehen und Film bekannte Figur.


Sein Problem: Obwohl ein Mensch von weit überdurchschnittlicher Intelligenz, führt er den Kampf in einer Sprache, die auf Fußballplätzen und in Wirtshäusern in späterer Stunde nicht auffällt, aber im Justizmilieu befremdet. Während man dort, einen Sachverhalt schlicht und klar umschreibend, einfach „Trottel“ sagt, formuliert man hier, „diese Ansicht ist „bedenklich“ oder schärfer „nicht nachvollziehbar“; es bedeutet dasselbe, schützt aber eher vor gerichtlicher Verfolgung. Zurufe an Schieds-Richter am Fußballplatz, die deren künftige körperliche Integrität in Frage stellen, gelten dort als sozialadäquat, derselbe Zuruf an einen Richter im Justizpalast wird zum Delikt der gefährlichen Drohung.
Den Mundl ins Irrenhaus?
Muss das sein ?
Es gibt viele, die wie der Mundl ihre Empörung derb und grob äußern. Würden da alle Amtsträger, ohne zu kalmieren, immer gleich mit dem Strafgesetzbuch dreinschlagen, hätten wir bald eine Million Strafprozesse mehr im Jahr. Unser Mann aber handelte sich so schon vor Jahren insgesamt ca. zwei Jahre Gefängnis ein, die er entgegen sonstigem Brauch voll absitzen musste (Dem wer ma’s scho zeigen).
Es gibt auch unter Richtern und Jugendfürsorgern wie in anderen Bevölkerungsschichten nicht nur Engel. Die Liste an Traurigem wäre lang. Hier wurden Kinder aus ihrem jahrelang gewohnten komfortabblen Umfeld herausgerissen und in ein Zimmerl im Frauenhaus transferiert, zu einer Mutter deren Verantwortungsgefühl in Frage gestellt werden kann – sie hatte immerhin zuvor zwei ihrer Kinder verlassen gehabt. Eine derartige Entscheidung nicht sachlicher Abwägung sondern feministisch-ideologischer Voreingenommenheit zuzuschreiben, ist nicht abwegig. Einem Elternteil ist es, so oder so, viele Jahre verwehrt, die Kinder zu sehen; die Annahme, hier sei etwas mies an der Rechtsordnung oder ihren Vollziehern, liegt da nicht ganz fern. In ihrem neuesten Wahrnehmungsbericht zweifeln die österreichischen Rechtsanwälte manchmal an der Objektivität der Justiz: So hätten einige Väter bei Obsorgeverfahren im vorhinein die Auskunft erhalten, dass „das Kind immer zur Mutter kommt“. Doch konkret einem bestimmten Amtsträger diesbezüglich Amtsmissbrauch zu unterstellen, kann zu Anklage wegen Verleumdung führen.


Eine häufige Entwicklung: Einem Menschen wird – tatsächlich oder vermeintlich – Unrecht getan. Er wehrt sich dagegen, ruhig und sachlich. Es hilft nichts. Da wird er lauter, doch keiner will ihn hören. Er wird noch lauter, doch je intensiver er wird – bald sieht er nur noch Feinde um sich – umso weniger geht man auf ihn ein. Ist halt ein Querulant. Schließlich sagen die Angesprochenen: Das Gekläffe geht uns auf die Nerven, weg mit ihm.
Mag. Herwig Baumgartner, Väterrechtler und Justizrebell wurde am 20. September 2010 wegen Verleumdung gegen Justizbeamte, Widerstand gegen die Staatsgewalt, gefährliche Drohung, Stalking, und Nötigung in zusammen 26 Fällen (noch nicht rechtskräftig) zu vier Jahren Freiheitsstrafe und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Einweisung in eine Anstalt kann wie erwähn faktisch lebenslänglich bedeuten.
Welche konkrete Taten den hochtrabenden Deliktnamen zugrunde liegen, bleibt unbekannt, ob Lappalien oder Arges (Halte ich jemanden, der nicht hören will, kurz am Rockzipfel fest, kann dies schon Nötigung sein). Unsere Rechtsordnung verwehrt es der Öffentlichkeit über Zeitungsmeldungen hinaus zu erfahren, was einer Person konkret vorgeworfen wird.
Warum erzählt Ihnen eine Tierrechtszeitung das alles. Es gibt Parallelen. Tierrechtlern wird vor Gericht Bildung einer kriminellen Organisation (§ 278a StGB) vorgeworfen; gegen B. und eine Reihe von Väterrechtlern ermittelten die Behörden vorerst wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung (§ 278b StGB), ein mit viel höherer Strafe bedrohtes Delikt. Mit immensem Polizeieinsatz. Das kam in der Öffentlichkeit nicht gut an. Väter, die ihre Kinder nicht sehen dürfen, gibt es halt doch zu viele. Die Justiz ruderte zurück, und beschränkte sich darauf B. nur wegen der Kleindelikte anzuklagen.
Menschen, die ihre ganze Zeit, ihr ganzes Leben der Hilfe für Tiere widmen, sind zweifellos nicht die Norm, sie sind bezogen auf die Geistigkeit der Normalbürger abnorm. Der Tierschützerprozess erscheint auch erfahrenen Juristen in manchem merkwürdig. Lässt sich ausschließen, dass dort ein Psychiater auftaucht, der Angeklagten wie im Baumgartner-Prozess geistige Abartigkeit attestiert, weil sie nicht dem Normbild entsprechen? Damit sie weggesperrt werden können und der Normalbürger wieder in Ruhe sein Schweinsschnitzel essen kann?


„ Sei still, sonst kommst ins KZ“ war zur Nazizeit ein geflügeltes Wort. Teils drohende, teils freundschaftliche Warnung, nicht gegen die Staatsgewalt aufzumucken. Zugegeben, unsere Anstalten für geistig Abnorme, Gefängnisse und Irrenanstalten sind kein KZ; auch wenn in jüngster Zeit und zuvor manch Grausliches darüber in den Zeitungen stand.
Wesentlich ist, dass hier wie dort der Inhaftierte nicht formal doch faktisch rechtlos ist und im Ungewissen bleibt, ob er je wieder frei wird.


Das Naziregime hatte es nötig, Leute die sich regimekritisch äußerten, wegzusperren. Hat es die Republik Österreich auch nötig, Menschen die sich verbal und im Internet gegen tatsächliches oder vermeintliches Unrecht wenn auch grob und derb zur Wehr setzen, auf Dauer wegzusperren?


Erwin Lauppert

 

Zuhause gesucht
Zwei hübsche junge Hundedamen, die aus einer ungarischen Tötungsstation gerettet wurden, suchen dringend ein liebevolles Zuhause. Werden auch getrennt vergeben. Sind sterilisiert, geimpft und gechipt. Die Hunde sind gut sozialisiert, was Menschen aber auch Hunde anlangt, und haben ein äußerst anhängliches, lernfähiges Wesen.
Wo gibt es jemanden, dem sie ihr treues Hundeherz schenken dürfen?
Kontakt: 0664 3955 835

Zurück zur anima - Zurück zur ÖVU-Homepage